Wirtschaft trifft Wissenschaft – Bergische Universität als Wachstumsmotor für die Region

29.10.2015 // Universität Wuppertal // Wuppertal

Wirtschaft trifft Wissenschaft

Das abendliche Treffen des Marketing-Clubs Bergisch Land am 29. Oktober hatte dieses Mal nicht so viele Besucher. Zur gleichen Zeit nämlich fand die Gala zur Wiedereröffnung der Historischen Stadthalle vor 20 Jahren statt, auf der viele der Mitglieder des Clubs weilten. Diejenigen jedoch, die zum Gebäude K der Bergischen Universität gekommen waren, genossen nicht nur die äußerst delikate Kartoffelsuppe und die Weine des Hochschul-Caterings, sondern erlebten auch zwei ebenso sympathische wie kompetente Referenten mit hochinteressanten Vorträgen.

Der Veranstaltungsort, so Club-Geschäftsführer Dr. Andreas Kletzander bei seiner Begrüßung, sei gut gewählt. Denn mit den aus ihr hervorgegangenen Neugründungen, den Fachkräften und zahlreichen Kooperationen mit der Wirtschaft sei die Bergische Universität ein Wachstumsmotor der Region – und genau das war das Thema des Abends.

Moderatorin Petra aus dem Siepen stellte mit dem Diplomökonomen Jochen Stiebel und Prof. Dr.-Ing. Markus Zdrallek die beiden Referenten des Abends vor. Stiebel, selbst Club-Mitglied, ist seit 2013 Geschäftsführer der Neue Effizienz - Bergische Gesellschaft für Ressourceneffizienz mbH, vorher war er Projektmanager bei der Wuppertaler Wirtschaftsförderung. Der ehemalige RWE-Manager Zdrallek ist Leiter des Lehrstuhls für Elektrische Energieversorgungstechnik an der Uni und Wissenschaftlicher Direktor bei der Neuen Effizienz.

Die 2012 gegründete Neue Effizienz, so erläuterte Stiebel in seinem Vortrag, ist ein Zusammenschluss aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kommunen des Bergischen Städtedreiecks mit dem Ziel, die Ressourceneffizienz in der Region nachhaltig zu verbessern. Und sie findet hier ideale Voraussetzungen: Einerseits gibt es hier überdurchschnittlich viele Unternehmen des produzierenden Gewerbes und Städte mit Bauten aus der Gründerzeit und den 1950er Jahren, andererseits mit dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie und der Bergischen Universität – beide verbunden im Zentrum für Transformationsforschung und Nachhaltigkeit (TransZent) – die entsprechenden Wissens- und Forschungseinrichtungen. Die Neue Effizienz – als An-Institut der Uni – sieht sich als Vermittler zwischen beiden Seiten, initiiert Projekte wie das erfolgreiche ÖKOPROFIT, betreibt aber auch mit Präsenz auf Messen erfolgreiches Standort-Marketing für diese ""Region mit Potential"", die mittlerweile europaweit einen guten Namen hat.

Smart Grids und Happy Power Hour

In der Energiewirtschaft, so Prof. Zdrallek, habe sich in den letzten 10 Jahren mehr gewandelt als in den 100 Jahren davor. Steigender Gesamtenergiebedarf, die wachsende Nutzung erneuerbarer Energien und mehr, vor allem kleinere dezentrale Stromproduzenten, die Energie einspeisen, erfordern intelligente Stromnetze, sogenannte Smart Grids. Dafür wurde an der Uni ein intelligentes Verteilnetzmanagement-System (iNES) entwickelt, das die Netze überwacht und ausgleicht. iNES wird von der SAG GmbH vermarktet. Und mit dem variablen Stromtarif ""Happy Power Hour"", ein gemeinsames Projekt der Uni mit den WSW, haben die Unternehmen die Möglichkeit, ihren Energiebedarf an die günstigsten Strompreise auszurichten.

Im Anschluss berichtete Jochen Stiebel von der äußerst erfolgreichen Veranstaltung "Sustainable Insights" im Mai, auf der mehr als 100 Studenten aus Deutschland und den Niederlanden das Bergische Städtedreieck als die deutsche Region für Nachhaltigkeit kennenlernen und gemeinsam mit Unternehmern selbst Ideen entwickeln konnten. Der Kongress wird im Mai 2016 erneut stattfinden.

Den Abschluss dieses Club-Treffens bildete eine intensive Diskussionsrunde, und zu Recht erhielten die beiden Referenten zum Dank für den gelungenen Abend ein Präsent der "Talwaren" von Dr. Kletzander.

Einladung

„Wirtschaft trifft Wissenschaft – Die Bergische Universität als Wachstumsmotor für die Region“ diesem Arbeitstitel für einen der letzten Clubabende in diesem Jahr wird schon allein dadurch Gewicht verliehen, dass im Mai 2015 100 Studierende aus mehreren Ländern am Kongress „Sustainable Insights“ in der Bergischen Universität teilgenommen haben. Vierzehn Unternehmen unserer Region haben in der „Werkstatt für verantwortungsvolles Wirtschaften“ gemeinsam mit den Studierenden gearbeitet, sich ausgetauscht und viel dazugelernt.

In dem zweitägigen Nachhaltigkeitskongress wurden insgesamt neun praxisnahe Fallstudien erstellt. Eröffnet hat die Veranstaltung die Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, Frau Svenia Schulz, die ab 2016 auch Schirmherrin der zukünftigen Kongresse sein wird. Der große Erfolg dieser Kooperation von Universität und der „Neuen Effizienz“, der Bergischen Gesellschaft für Ressourceneffizienz, hat für europaweites Interesse gesorgt. Angedacht ist eine Zusammenarbeit mit dem sogenannten „Weimarer Dreieck“ (Frankreich, Tschechien, Deutschland) und dem türkischen Wissenschaftsministerium. Das Bergische Städtedreieck mit der Universität in Wuppertal ist eindeutig zum Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort geworden, der mit nachhaltigem Unternehmertum weit über seine Grenzen hinaus wirkt.

Über die Synergie zwischen der Unternehmerregion Bergisches Städtedreieck mit dem Wissenspool Bergische Universität werden Clubmitglied Jochen Stiebel und sein Gast, Professor Markus Zdrallek, von der Neuen Effizienz berichten. Wie integrieren Unternehmen Nachhaltigkeitskonzepte in ihre Geschäftspolitik und wie realistisch ist die Umsetzung im Betriebsalltag? Welche Lösungen und Strategien zu verantwortungsvollem Wirtschaften können Studierende verschiedener Fachrichtungen gemeinsam mit den Unternehmen erarbeiten? Welche Chancen haben Gründer in unserer Region? Wie kann die heimische
Wirtschaft möglichst viele begabte Fachkräfte hier binden?

Referent(en)

Jochen Stiebel

Diplom Ökonom Jochen Stiebel studierte Wirtschaftswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum und am University College of Cork, Irland mit den Schwerpunkten Umwelt- und Ressourcenökonomik, Europäische Wirtschaft sowie Marketing. Begleitend zum Studium absolvierte er das Zusatzstudium der Berg- und Energiewirtschaft, ebenfalls an der Ruhr-Universität in Bochum. Nach dem Studienabschluss 2004 war er Projektkoordinator und Unternehmensberater bei dem Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung (InWIS) in Bochum und betreute dort unter anderem Projekte zur energetischen Sanierung von Bestandsimmobilien. Im Anschluss war er bei der Wirtschaftsförderung Wuppertal tätig und betreute dort den Aufbau der regionalen Standortstrategie für Ressourceneffizienz “Neue Effizienz”. Nach Gründung der für die Neue Effizienz zuständigen Bergischen Gesellschaft für Ressourceneffizienz mbH im Jahr 2012 wurde er dort Prokurist und übernahm im Sommer 2013 deren Geschäftsführung.

Prof. Dr.-Ing. Markus Zdrallek

Prof. Dr.-Ing. Markus Zdrallek (43, verheiratet, drei Kinder) Studium der Elektrotechnik an der Technischen Hochschule Darmstadt, Promotion an der Universität Siegen. Von 2000 bis 2010 war Prof. Zdrallek in verschiedenen leitenden Funktionen des Energieversorgungsunternehmens RWE in Siegen, Brauweiler, Neuss und Warschau tätig – zuletzt als Prokurist der RWE Rhein-Ruhr Netzservice GmbH. Seit April 2010 ist er Professor an der Bergischen Universität Wuppertal, Leiter des Lehrstuhls für Elektrische Energieversorgungstechnik. Zustandsbewertung von Betriebsmitteln, Modellbildung und Optimierung von Netzen und Netzbetrieb sowie „intelligente“ Stromnetze für die Energiewende sind die Hauptforschungsgebiete des Lehrstuhls. Gleichzeitig ist Prof. Zdrallek wissenschaftlicher Direktor der Neuen Effizienz - Bergische Gesellschaft für Ressourceneffizienz mbH.